Leserbrief zur Karikatur „Willkommen auf dem Zuckerberg „ von Horst Haitzinger am 23. März 2018

Es ist erschreckend: Leider zum wiederholten Male veröffentlicht die NWZ eine antisemitische Karikatur von Horst Haitzinger im Stile des nationalsozialistischen Stürmers. Hatte das populäre Hetzblatt des Dritten Reiches immer wieder die Verschwörungstheorie verbreitet, das Judentum beherrsche das Geldwesen und halte die Welt in Klammern, präsentiert uns Haitzinger nun den jüdischen Gründer und Inhaber von Facebook, Mark Zuckerberg, als Krake, die die Welt in ihrem Würgegriff hält. Dies kann nicht als Versehen oder Ausrutscher gewertet werden, denn Haitzinger und die NWZ-Redaktion müssen wissen, dass die Süddeutsche-Zeitung Zuckerberg bereits 2014 in einer Karikatur als weltbeherrschende Krake verteufelt hatte. Sie war für diesen offensichtlichen Antisemitismus vom renommierten Simon-Wiesenthal-Zentrum auf’s Schärfste kritisiert worden. Haitzinger selbst diffamierte schon in einer NWZ-Karikatur von 2013 den israelischen Ministerpräsidenten Benjamin Netanjahu als Vergifter der Friedenstaube und popularisierte damit von neuem die in Deutschland seit Jahrhunderten verbreitete Legende von der jüdischen Brunnenvergiftung. 2017 bezichtigte  er Netanjahu in einer NWZ-Karikatur im Verbund mit US-Präsident Trump des Einsatzes von Unkrautvernichtungsmittel gegen die Zwei-Staaten-Lösung und imaginierte so neben dem Stereotyp vom jüdischen Giftmischer die unter Antisemiten beliebte Wahnvorstellung vom großen und kleinen Satan Israel und den USA. Es ist nun endlich an der Zeit, dass sich die NWZ von ihrem antisemitischen Karikaturisten trennt und in Zukunft jedem Antisemitismus von vorneherein konsequent entgegentritt.

Dr. Klaus Thörner

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