Vorstellung der aktuell erschienenen Biographie des Antisemitismusforschers und Widerstandskämpfers Léon Poliakov (1910-1997), Donnerstag, 12. März 2029, 19.30 Uhr, C.v.O.Universität Oldenburg, Raum A04-5-516
(Mit den Übersetzern Alex Carstius und Jonas Empen, Berlin)

Léon Poliakov wurde 1910 als Sohn eines jüdischen Verlegers in St. Petersburg geboren. Noch als Kind floh er mit seinen Eltern nach der Oktoberrevolution über Berlin nach Paris. Dort gründete sein Vater das Pariser Tagblatt, das zum Sprachrohr von Schriftstellern wie Heinrich Mann und Oskar Maria Graf wurde. Léon Poliakov geriet nach einem Jura-Studium 1940 in deutsche Kriegsgefangenschaft. Nach gelungener Flucht schloss er sich der Resistance an und beteiligte sich an Rettungsaktionen für Jüdinnen und Juden. Bereits in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges begann er mit der Sammlung von Täterdokumenten. Er wurde Mitglied der französischen Delegation bei den Nürnberger Kriegsverbrecherprozessen. 1951 veröffentlichte er seine Studie La Breviere de la haine – der erste systematische Versuch, den deutschen Massenmord an den Jüdinnen und Juden zu dokumentieren. Poliakov forschte und lehrte als Doktor der Philosophie an der Sorbonne und als Leiter des Centre national de la recherche scientifique. Seine Forschungsschwerpunkte waren der Rassismus, der Antisemitismus, die jüdische Geschichte und die Shoah. Zu seinen Hauptwerken gehört die achtbändige Geschichte des Antisemitismus. Im Gegensatz zu deutschen Historikern betonte Poliakov schon früh die zentrale Rolle des eliminatorischen Antisemitismus im Nationalsozialismus. Deshalb wurde und wird er von der deutschen Geschichtswissenschaft weitgehend ignoriert. Die neue Biographie versucht nun, sein Leben und Werk dem Vergessen zu entreißen.

Eine Veranstaltung der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, AG Oldenburg

und des AStAs der Carl-von-Ossietzky-Universität