Die Veranstaltung „Kein Dach über dem Leben“ mit Richard Brox am 30.08.2022

Das Interesse für die Veranstaltung mit Buchautor Richard Brox war groß. Die Oldenburger Besucher, die in einem PFL-Raum ausnahmslos alle Plätze besetzt hatten, hörten gespannt zu, was Richard Brox über sein 30 jähriges Berberleben zu berichten wusste. Wie Brox die Traumata seiner Eltern, die seelischen wie körperlichen Missbräuche in Kinderheimen, seine Sucht, das kalte Vorgehen der deutschen Nachkriegsbehörden und die sprachlose Gewalt auf der Straße überlebte, fragte sich nach seinem Vortrag wohl jeder -auch ohne Redebeitrag- in diesem Raum. Die Straße sei die Freiheit von vielen gesellschaftlichen Abhängigkeiten aber auch die Freiheit von Reproduktionsmitteln und zivilen Rechten.

Eine anwesende Gruppe von jungen Suchtkranken kamen gleich zweimal mit Ihrer Betreuerin um mit Brox zu sprechen und zu fragen, wie er es geschafft hatte, ‚clean‘ zu werden.

Als er 25 Jahre alt war, war er völlig am Ende, er habe nur noch am ganzen Körper gezittert. Brox wusste, wenn er wie viele seiner süchtigen Bekannten so weiter machte, würde er sterben. Mit letzter Kraft habe er den Weg in eine Klinik zum Drogenentzug gefunden! „Meine Nebennasenhöhlen sind seitdem durch meine exzessive Kokainsucht kaputt. Ich habe mein Geruchsinn zerstört“ erzählte er eindringlich den jungen Fragenden. Den über 3 Jahre andauernden Kampf um den Ausstieg habe er nur durch Menschen geschafft, die ihm endlich zuhörten. Ihm gaben sie die nur wenig in seiner Kindheit erfahrene Wertschätzung seiner Person. Danach waren es auch befreundete Berber, von denen er lernte die notwendige Selbstachtung aufzubringen. Jeder könne etwas lernen, was er für sich und andere nutzen könne. Aus der Hilfe zur Selbsthilfe kreierte Brox eine Ratgeber-Webseite für Menschen ohne Wohnung, womit er über alle Bundesländergrenzen hinweg bekannt wurde.

Das wichtigste aber brachte ihm der Journalist Günther Wallraf bei. Man dürfe sich nicht selber belügen und sein Elend mit „Legenden“ bemänteln. Sie behindern das Leben und Zusammenleben . Brox stellt sich seiner Vergangenheit und die seiner Eltern.

Wer sich an Richard Brox wenden möchte, kann sich bei der DIG AG Oldenburg melden. Wir vermitteln gerne!