Die Flagge des jüdischen Staates – ein Sicherheitsproblem beim Oldenburger Gedenken an die Reichspogromnacht?

Stellungnahme des Vorsitzenden der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, AG Oldenburg Dr. Klaus Törner zum NWZ-Artikel „Misstöne nach dem Erinnerungsgang“ vom 18.11.2016

Wird die öffentliche Präsentation der Fahne des jüdischen Staates Israel in Oldenburg mittlerweile als Sicherheitsrisiko gesehen? Der Sprecher des Arbeitskreises ‚Erinnerungsgangs‘, Fredo Behrens, erklärte gegenüber der NWZ, die Organisatoren des diesjährigen Gedenkens an die Reichspogromnacht in Oldenburg  hätten sich im Vorfeld dazu entschieden, um einen Verzicht auf Flaggen zu bitten, „weil man Sicherheitsprobleme befürchte.“ Hier versteckt sich Fredo Behrens hinter einer allgemeinen Aussage. Denn welche Flagge sollte hier gemeint sein, wenn nicht die Israelische, zumal er als Begründung nur auf die seiner Meinung nach aufgeheizte Debatte um die antiisraelische BDS-Kampagne verweist. Der Propagandist dieser antisemitischen Kampagne in Oldenburg, der Lehrer Christoph Glanz und einige seiner Unterstützer konnten beim Erinnerungsgang unbehelligt mitgehen. Im Klartext heißt dies: Nicht diejenigen, die die Existenz des jüdischen Staates vehement bekämpfen, sondern diejenigen, die seine Flagge zeigen, werden von den Organisatoren des Erinnerungsganges zum „Sicherheitsproblem“ ernannt.

Efraim Zuruf, Leiter des Simon-Wiesenthal-Centrum in Jerusalem bemerkte dazu: „Dies ist Teil eines neuen Trends, den Holocaust zu benutzen, um Israel zu delegetimieren. Dies sind entstellte Lektionen aus dem Holocaust.“ Die beiden engagierten Mitglieder der Deutsch Israelischen Gesellschaft, Cordula Behrens und Rolf Woltersdorf, die den Mut hatten, die Israel-Fahne während des Gedenkens zu zeigen, diffamiert Fredo Behrens als „Scharfmacher“, einzig mit dem Verweis darauf, diese seien „sehr aggressiv aufgetreten“.   Die angebliche Aggression bestand ausschließlich in dem Hinweis auf das Gebet von der Rabbinerin Alina Teiger  und der verbalen Verteidigung, die Flagge Israels, dem Staat, der zum Zufluchtsort zahlreicher Holocaustüberlebender auch aus Oldenburg wie der von Familienmitgliedern de Beers und wie von Peter Gershon vor dem nationalsozialistischen Vernichtungsantisemitismus wurde, beim Erinnerungsgang tragen zu können.

Das Mitführen von Palästinensertüchern beim Erinnerungsgang stellt für dessen Sprecher Fredo Behrens dagegen kein Problem dar. Stattdessen meint er, erklären zu müssen: „Einige der Schüler sind muslimische Schüler. Dass die in Erinnerung an jüdische NS-Opfer auf die Straße gehen, sollte man würdigen und nicht so eine Hassnummer daraus machen.“

Damit bezichtigt er eine israelische Zeitung der Verbreitung zum Hass. Die Deutsch-Israelische befürwortet die Beteiligung muslimischer Schüler am Erinnerungsgang. Doch die Akzeptanz des Palästinensertuches ist falsche Toleranz. Denn die „Hassnummer“ ist -bewusst oder unbewusst – die Präsentation dieses Tuches, das  während des Gedenkens nicht nur von einigen Schülern, sondern auch von Oldenburger Lehrern getragen wurde.

Das Palästinensertuch wurde Ende der 30er Jahre vom glühenden Antisemiten und Hitler-Freund Hay Amin al Husseini, dem Mufti von Jerusalem eingeführt,  als Symbol der Gleichschaltung aller Palästinenser im Kampf und Terror gegen die jüdischen Zuwanderer. Die Zulassung des Palästinensertuches bei gleichzeitiger Verbannung der Fahne Israels zeigt die verzerrten und falschen Maßstäbe der Organisatoren des Erinnerungsgangs. Der generelle Aufruf beim Gedenken auf das Mitführen von Nationalfahnen zu vernichten, ist aus der Sicht der Deutsch Israelischen Gesellschaft nachvollziehbar. Doch dies sollte nicht für die Fahnen der alliierten Staaten, die Deutschland vom Nationalsozialismus befreiten und nicht für die Fahne Israels gelten, das zum Zufluchtsort tausender aus den deutschen Vernichtungslagern geretteter Juden wurde. Ansonsten bleibt die Lehre „Nie wieder Auschwitz“ schal und inhaltsleer.

Dr. Klaus Thörner, Vorsitzender der Deutsch Israelischen Gesellschaft, AG Oldenburg